byung-chul han: von der hyperkultur zum digitalen panoptikum

Die vorliegende Arbeit widmet sich dem philosophisch-essayistischen zeitdiagnostischen Werk von Byung-Chul Han. Insbesondere wird auf sein 2005 begründetes Konzept einer Hyperkultur eingegangen, welches hier ausdrücklich als Fortsetzung einer postmodernen Philosophie verstanden wird.

Der hyperkulturelle Tourist und seine Freiheitspraxis im digitalen Panoptikum (pdf)

Bei Byung-Chul Han geht mit den durch Hypertext einsetzenden und um sich greifenden nicht-linearen Phänomenen eine Entgrenzungsdiagnose einher, die mit einer neuartigen Freiheitspraxis der Menschen optimistisch beschrieben wird.

In Hans Folgewerken tritt eine deutliche Wende dieser Sichtweise ein. Aus der optimistisch konzipierten und aufgeschlossenen Lebenswelt der Hyperkultur folgen Beschreibungen der gesellschaftlichen Veränderungen, die zu Müdigkeit und Krankheit, zu neuen Formen von Gewalten und Zwängen führen.

Von einer „offenen“ und durch Freiheit gekennzeichneten Hyperkultur-Theorie geht Hans Theoriebildung jetzt zu „schließenden“ und kulturpessimistisch anmutenden Diagnosen über, was diese bei Betrachtung des kulturtheoretischen Gesamtwerkes noch massiver und effektvoller erscheinen lässt.

So wie die Hypertext-Technologie das Versprechen einer großen individuellen Freiheit in sich barg, kehrt Han nun auch die Kehrseite dieser technischen Entwicklungen hervor. So nennt er u.a. die Suchmaschine Google und das soziale Netzwerk Facebook und schreibt diesen Diensten zu, panoptische Formen anzunehmen.

Hier schließt sich ein Kreis von der Entgrenzung und damit gewonnen Freiheit des Bewohners der Hyperkultur, der nun als Element des postmodernen Systems im digitalen Panoptikum gefangen ist, sich dabei in Freiheit wähnt und gerade deshalb stärkeren Zwängen unterworfen ist als der Mensch der Moderne.

Da setzt auch die Kritik an Hans Theorie an, in der dem heutigen Menschen jegliche Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeit abgesprochen wird. So ist auch die übergreifende Absicht dieser Arbeit mit oder durch Han gewisse gesellschaftliche Mechanismen, die eng an technische Entwicklungen gekoppelt sind, aufzuzeigen, es jedoch nicht bei einer kulturkritischen und vor allem -pessimistischen Haltung bewenden zu lassen, sondern von der Kritik zum Aufzeigen von Alternativen überzugehen. Dazu erfolgt eine Verknüpfung der Theorie Hans mit anderen, teils von Han angesprochenen, teils daran angrenzenden oder auch kontrovers zu sehenden Theoriegebäuden um erweiterte Positionen zutage zu fördern. So versucht sich die Arbeit selbst in assoziativen Verknüpfungen. Stets wird dabei Bedacht auf die Rolle der Technik, auf den Einfluss der neuen Medien – speziell des Internets mit seinen vielfältigen (Anwendungs-) Möglichkeiten – genommen und entgegen Han die Position vertreten, dass das Internet nach wie vor ein großer und vielgestaltiger Raum ist, der sich nicht auf Google und Facebook reduzieren lässt.